«Andreas, sag mal, das da in Domat/Ems, dieses Gerüstlabyrinth, was ist das?»
Medienbericht 29.08.2022Im Industriepark Vial in Domat/Ems baut das Unternehmen Hamilton seit gut einem Jahr. Verwaltungsratspräsident Andreas Wieland erklärt, was es mit dem riesigen Gerüst auf sich hat.
Seit über 20 Jahren leitet er die Geschicke beim Bündner Hightech-Unternehmen Hamilton mit Standorten in Domat/Ems und Bonaduz. Bis vor einem Jahr war Andreas Wieland Geschäftsführer, heute ist der 68-Jährige Verwaltungsratspräsident der Hamilton Bonaduz AG und der Hamilton Medical AG. Auch wenn er nicht mehr CEO ist, bleibt Wieland das Gesicht des Unternehmens. Deshalb sei er in den vergangenen Monaten von Bekannten, aber auch von fremden Personen auf der Strasse immer wieder gefragt worden: «Andreas, sag mal, das da in Ems, an der Autobahn, dieses Gerüst im Gerüst, dieser Gerüstwirrwarr, dieses Gerüstlabyrinth. Weisst du, was ich meine? Was ist das?»
Es geht hoch hinaus
Noch zwei Gerüsttreppen hoch und wir haben es geschafft. Gemeinsam mit Achim Sax, Projektleiter Bau bei Hamilton, steigen wir die 33 Meter hohe Konstruktion auf dem Industriepark Vial hinauf. Zuoberst angekommen, ergibt sich ein eigenartiger Blick. Tatsächlich: Es scheint ein Gerüst im Gerüst zu sein – wir sehen einzig Metallstrebe an Metallstrebe. Doch Sax klärt auf: «Dieses ‘Gerüst’ ist ein Hochregallager. Darin werden Fertigprodukte, Halbfabrikate und Bauteile gelagert.» Diese werden mit einem Barcode versehen und bei Bedarf von fahrbaren Robotern abgeholt und dem jeweiligen Arbeitsplatz zugeführt. 12’304 Holzpaletten wird das Lager dereinst fassen.
Vor gut einem Jahr, Ende Juli 2021, haben die Bauarbeiten begonnen. Es ist das zweite Hamilton-Gebäude, das am Standort Domat/Ems entsteht. Dies, nachdem die Firma 2018 das erste in Betrieb genommen hatte. Gerade durch die Coronapandemie ist das Unternehmen sowohl in den Bereichen der Beatmungsgeräte als auch bei den Maschinen in der Laborautomation stark gewachsen. Oder wie es Wieland beim symbolischen ersten Spatenstich vor gut einem Jahr formulierte: «Wir platzen aus allen Nähten». Im nächsten Jahr soll das Bauwerk fertig sein. Die Gesamtkosten belaufen sich auf mittlerweile prognostizierte 65 Millionen Franken – es entstehen bis zu 300 neue Arbeitsplätze im achtstöckigen Gebäude.
Die Roboter kommen
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Dach des Hochregallagers sind wir in der Zwischenzeit von der Konstruktion wieder runtergestiegen und haben uns im Büro von Projektleiter Sax eingefunden. Dieser projiziert mit seinem Laptop ein 3-D-Modell des Neubaus auf einen grossen Bildschirm – im digitalen Modell ist jedes einzelne Bauteil ersichtlich. «Das Gebäude besteht aus einem Zwischenbau, der das bestehende mit dem neuen Gebäude verbindet, einem Massivbau für Produktion und Büros und einem Hochregallager.» Momentan ist Letzteres noch leer. «Im September wird sich das aber bereits ändern», so Sax. Dann würden nämlich die vier je 13 Tonnen schweren Regalbedienungsroboter eingebaut. Diese könnten vertikal wie ein Lift oder horizontal wie ein Gabelstapler durch die «Gerüste» fahren.
12’304 Holzpaletten, fasst das sich im Bau befindende Hochregallager in Domat/Ems.
Das Hochregallager funktioniert wie folgt: Von den Arbeitsplätzen aus, die sich im anderen Teil des Gebäudes befinden, geben die Hamilton-Angestellten im Computer das benötigte Produkt, den Rohstoff oder das Halbfabrikat ein – der Roboter fährt zum entsprechenden Palett, nimmt die Ware und bringt dieses zu ihnen. Der Prozess erfolgt vollautomatisch. Aber auch bereits fertige Hamilton-Produkte, wie zum Beispiel Beatmungsgeräte, können dort zwischengelagert und wieder herbeordert werden. Bereits im kommenden Frühling soll gemäss Sax der Betrieb des Hochregallagers starten – der Bau des Rests des neuen Gebäudes wird dann auf Ende nächstes Jahr abgeschlossen sein.
65 Millionen Franken kostet das neue Gebäude von Hamilton im Industriepark Vial in Domat/Ems.
Freude an Fragerei
Verwaltungsratspräsident Wieland fehlt an diesem Tag die Zeit, um mit uns die Baustelle zu besichtigen. Gerade vergangene Woche war er in Rumänien, wo Hamilton einen Produktionsstandort hat, auf Besuch bei einem «grossen Bauprojekt». Wieland ist ein beschäftigter Mann. Doch der Verwaltungsratspräsident lässt schriftlich ausrichten, dass es ihn freut, wenn sich die Menschen nach dem Gerüst oder anderen Aktualitäten der Firma erkundigen. Strategisch sieht er das entstehende Gebäude als zentral. «Während der Pandemie mussten wir in der ganzen Schweiz Lagerplätze mieten. Gerade jetzt ist es wichtig und entscheidend, dass wir unser Material vor Ort haben.» In den nächsten Wochen soll mit dem Innenausbau des Hochregallagers gestartet werden – und der Gerüstdschungel langsam verschwinden.