«Wir werden nochmals stark wachsen»

Medienbericht19.04.2021

Steve Hamilton ist der Besitzer der Hamilton Unternehmen, die ihren europäischen Hauptsitz in Bonaduz hat. Auch aufgrund der Pandemie ist sein Unternehmen enorm gewachsen – doch das soll erst der Anfang sein.

von Andri Nay – Vor zweieinhalb Jahren hat Steve Hamilton, Besitzer der Hamilton Unternehmen, gesagt: sein Unternehmen werde wachsen, wie es sich niemand vorstellen könne. Während der Pandemie hat sich diese Aussage bewahrheitet: Die Produkte von Hamilton sind sehr gefragt, seien es Beatmungsgeräte oder Maschinen in der Laborautomation, die insbesondere für Corona-, aber auch andere Tests weltweit im Einsatz stehen. Allein der Bündner Teil des Konzerns konnte seinen Umsatz im letzten Geschäftsjahr fast verdoppeln, auf 1,2 Milliarden Franken. Während andere Firmen unter Corona litten, ist Hamilton regelrecht «explodiert» und mit der Produktion teilweise nicht mehr nachgekommen.

Mister Hamilton, vor zweieinhalb Jahren prophezeiten Sie, dass die Hamilton Unternehmen wachsen werde, wie es sich niemand vorstellen könne. Und nun ist das wirklich eingetroffen.
Steve Hamilton: Ja, das habe ich gesagt und es stimmte.

Können Sie die Zukunft voraussagen? Oder war das einfach nur Glück?
Ich wusste damals bereits, dass wir der weltweit wichtigste Akteur in der Laborautomation sind. Es gibt zwar viele Unternehmen, die mit biologischen Tests arbeiten, aber es gibt nur eine Firma, welche die Laborautomation für diese Firmen zur Verfügung stellt. Das ist Hamilton.

Das heisst, Sie haben keine Konkurrenz?
Doch, es gibt natürlich noch andere Firmen in unserer Branche. Aber die liegen, rein technisch gesehen, alle hinter uns und können deshalb nicht gleich erfolgreich sein wie Hamilton. Wir haben unseren Finger schon seit 50 Jahren am Puls der Industrie und wussten früh, was unser Markt brauchte. Wir hatten die notwendige Technologie bereits entwickelt, während der Markt unsere Vorteile erst noch erkennen musste. Doch wir waren uns sicher, dass es grandios werden würde, sobald der Markt für unsere Innovationen bereit war.

Und nun hat Ihnen ausgerechnet die Pandemie in die Hände gespielt.
Ja, sie hat eine grosse Nachfrage nach unseren Produkten ausgelöst. Aber auch ohne die Pandemie wären wir aufgrund unserer Innovationskraft unglaublich gewachsen. Wir wussten einfach, dass bei Hamilton alles gut funktionierte und dass das Unternehmen deshalb enorm wachsen wird.

Corona war aber ein wesentlicher Wachstumstreiber.
Ja, und ich bedaure es – ehrlich gesagt – sehr, dass wir auch aufgrund dieser schrecklichen Pandemie, die so viel Krankheit und Traurigkeit gebracht hat, gewachsen sind. Immerhin konnte Hamilton während der Pandemie mit ihren Beatmungsgeräten, Laborrobotern und Sensoren für die Impfstoffherstellung entscheidend helfen.

Wie stark ist Hamilton während Corona tatsächlich gewachsen?
Wir mussten das Unternehmen während der Krise an unseren Hauptstandorten in den USA und der Schweiz innert kürzester Zeit enorm ausbauen. Bis Mitte nächsten Jahres werden wir in der Schweiz um etwa das Dreifache und in den USA gar um das Fünffache gewachsen sein. Das Wachstum war in den USA nur deshalb grösser, weil dort die Bevölkerung grösser ist.

Sie haben allein in Graubünden 300 Personen zusätzlich eingestellt. Denken Sie, Sie werden einigen von Ihnen kündigen müssen, wenn diese Pandemie vorbei ist?
Nein. Wir haben jetzt mehr Hamilton-Maschinen in der ganzen Welt, was auch mehr Arbeit für uns bedeutet. Es wird auch weiterhin Coronatests brauchen, auch wenn wir jetzt eine Impfung haben. Ich denke, was wir aus der Pandemie lernen können, ist, dass es da draussen viele potenzielle Krankheiten gibt, die der Menschheit schaden können. In Zukunft müssen wir uns auf noch mehr Tests einstellen, nicht nur auf Coronaviren, sondern auch auf andere Krankheiten. Hamilton ist da, um dies zu ermöglichen.

Wie sieht also die Zukunft des Unternehmens aus?
Wir werden wachsen, wie Sie es sich nicht vorstellen können – und damit beginnen wir jetzt.

Sie prophezeien erneut ein Megawachstum?
Ja, das ist so.

Sie müssen dies sagen, um eine gute Stimmung zu schaffen, die wiederum gut fürs Geschäft ist.
Nein. Die Wahrheit ist, dass wir schon bald beginnen werden, ein weiteres, gleich grosses Firmengebäude in Domat/Ems zu bauen. Kaum haben wir uns also dort niedergelassen, expandieren wir bereits weiter. Das wird eine riesige Investition in den Standort Graubünden sein. Uns interessiert nicht so sehr der Gewinn. Wir möchten die Firma sein, die schnelle Testergebnisse ermöglicht, damit die Menschen künftig nicht mehr so lange auf die Resultate warten müssen. Wäre es nicht grossartig, wenn wir bei einer Blutabgabe beim Arzt noch am selben Tage unsere Resultate erhielten? Das ist unser Ziel.

Das ist noch nicht möglich?
Nein, heute dauert es bei Bluttests mindestens zwei bis drei Tage, bis die Resultate vorliegen. Unsere Nanotechnologie-Geräte können diesen Prozess beschleunigen, da sie viel kleinere Volumina verarbeiten.

Ist das ihr grösstes Ziel?
Das ist ein gutes Ziel. Aber wir haben viele Ziele. Ein weiteres ist, dass unsere Firma niemals mehr auf dem falschen Fuss erwischt wird, so wie wir es in der Coronapandemie erlebt haben. Mir kommt es so vor, als hätte ich die Menschen im Stich gelassen, da wir bei Hamilton nicht genug Kapazitäten hatten, um den Bedarf an unseren Produkten auf der ganzen Welt zu decken. Ich möchte nie wieder in dieser Situation geraten. Wir hatten damals 25 Prozent Extrakapazität, jetzt wollen wir auf 50 Prozent Extrakapazität aufstocken. So sind wir besser gerüstet für eine künftige Gesundheitskrise.

Bei einem erneuten Interview in zweieinhalb Jahren müssen Sie vielleicht erklären, warum das prophezeite unglaubliche Wachstum diesmal nicht eingetroffen ist.
Ja, dann liegt es wohl an uns, dafür zu sorgen, dass es nicht soweit kommt. Ich verspreche, dass Hamilton weiterhin stark wachsen und damit auch das Wachstum Graubündens und der Schweiz positiv beeinflussen wird.

Zur Person

Der Amerikaner Steve Hamilton führt seit 1974 die von seinem Vater Clark Hamilton in den 1940er-Jahren gegründete Hamilton Unternehmen. Zusammen mit seinen drei Brüdern gehört ihm der privat geführte Konzern mit Hauptstandorten in Reno (USA) und Graubünden.
Steve Hamilton wohnt in den USA. Er besucht regelmässig die Werke in Domat/Ems und Bonaduz der Tochterfirmen Hamilton Bonaduz AG (CEO Andreas Wieland) und der Hamilton Medical AG (CEO Jens Hallek). Steve Hamilton sagt von sich selbst, er kenne in seinem Leben nur die Arbeit. Sein Alter sei und bleibe ein Geheimnis.

Weitere Informationen

Ich kann das theoretische Fachwissen hier praktisch anwenden.

Adrian Joost

Working Student, Hamilton Medical AG

Unsere Projekte weisen ähnliche Teamgrössen, ähnliche Budgets und ähnliche Zeitpläne auf wie bei Startups. Der grosse Unterschied bei Hamilton ist jener, dass wir nicht dem Geld nachrennen müssen. Wir können uns voll und ganz auf unsere Innovationen konzentrieren.

Yavuz Çelik

Product Manager, Hamilton Bonaduz AG

Mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren zu können und dann noch auf so einer schönen Strecke ist Lebensqualität pur.

Romana Feurer

Documentation Specialist, Hamilton Medical AG
Zum Anfang